Letzte Fragen … an Raphael Sternfeld
Der neue außenpolitische Berater von Bundeskanzler Werner Faymann ist außenpolitisch ein unbeschriebenes Blatt – und gibt auch keine Interviews.
Interview & Dokumentation: Christoph Zotter
Foto: Privat

Prolog: Raphael Sternfeld ruft die Redaktion nach zwei Versuchen, ihn zu erreichen, zurück: „Ich gebe keine Interviews. Ich bitte das zu respektieren.“ Weitere Fragen wartet er nicht ab, verabschiedet sich kurz und legt auf. DATUM schickt ihm per E-Mail folgende Fragen (hier in gekürzter Fassung):
Sie sind seit Juni außenpolitischer Berater des Bundeskanzlers. Was machen Sie da eigentlich den ganzen Tag?
Was ist Ihre Qualifikation? Wer hat Ihnen den Job angeboten?
Wir haben alle Archive durchsucht und von Ihnen keine einzige Stellungnahme zu außenpolitischen Themen gefunden. Einzig in Ihrem Twitter-Account @raphstar steht: „interested in (international) politics and the european union“. Reicht das für einen Job, den sonst nur erfahrene Diplomaten annehmen?
Ihr neuer Job steht nicht im Lebenslauf auf Ihrer Homepage. Bis heute haben Sie keine Interviews gegeben. Zweifeln Sie manchmal, ob sie Sie sich gut genug auskennen?
Wie viel verdient man als außenpolitischer Berater im Bundeskanzleramt?
Was haben Sie dem Kanzler geraten, als der per europäischen Haftbefehl gesuchte Russe Michail Golowatow am Flughafen Wien-Schwechat festgenommen wurde?
Die SPÖ war unter Kanzler Bruno Kreisky einer der ersten Fürsprecher des umstrittenen Palästinenserführers Jassir Arafat und unterhielt gute diplomatische Beziehungen zu arabischen Diktatoren wie Libyens Muammar Gaddafi. Welchen Standpunkt sollte der jetzige Kanzler im Nahost-Konflikt vertreten?
Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) hat angekündigt, Soldaten im Rahmen eines UNO-Einsatzes in den Libanon schicken zu wollen, um sich neben den UNO-Truppen auf den von Israel besetzten Golanhöhen „ein zweites Standbein im Nahen Osten“ aufzubauen. Was raten Sie dem Kanzler für die Abstimmung im Ministerrat?
Werner Faymann hat nicht nur einmal wichtige außenpolitische Termine ausgelassen. Als Sie schon sein Berater waren, verabschiedete er sich bei einem Staatsbesuch des polnischen Präsidenten Bronislaw Komorowski in den Urlaub, anstatt diesen zu treffen. Soll sich das in Zukunft ändern?
Epilog: Raphael Sternfeld ruft nach Erhalt der Fragen noch einmal an. Es entwickelt sich folgendes Gespräch (gekürzte Fassung):
Ich verstehe nicht, warum Sie ein Nein nicht akzeptieren. Ich bin jetzt Mitarbeiter des Kabinetts und gebe keine Interviews. Ich habe bei News als Journalist gearbeitet und wäre da nie auf die Idee gekommen, einmal nachzuhaken. Ein Nein ist ein Nein.
Sie haben uns aber noch nicht erklärt, warum Sie keine Interviews geben wollen.
Weil Mitarbeiter des BKA keine Interviews geben. Das bitte ich zu respektieren. Die Pressestelle leitet nicht an Fachreferenten wie mich weiter.
Wir wollen doch nur wissen, was Sie als Berater machen. Fachreferenten aus den Ministerien reden doch auch mit der Presse.
Die Mitarbeiter des BKA aber nicht.
Sie sind nebenbei auch noch Politiker und damit eine Person öffentlichen Interesses.
Ich habe keine politische Funktion.
Sie sind stellvertretender Parteivorsitzender der SPÖ Josefstadt und dort Bezirksrat.
Das ist keine richtige Funktion, und über die Josefstadt gebe ich auch keine Interviews. Dort ist die Bezirksvorsteherin die Nummer eins, die beantwortet die Fragen zum Bezirk. Sie können mich aber gerne über den Bauausschuss in der Josefstadt interviewen. Da bin ich zuständig.
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Aussenpolitik, was ist das?
Und ich würde gerne Interviews geben...